Das Rennen: Am Start hängen geblieben

 

 

das rennen  c: orf-leitner
Skifahren als Funfaktor, abseits des Weltcupgeschehens. Gespickt mit Stars, die sich dem Sport als rein vergnügliches Unterfangen nähern, den Menschen sagen: Der Winter ist da – und er dient nur dazu, in alpinen Regionen genüsslich ins Tal zu gleiten. 

 

Soweit die Grundidee dem die EURO 2008 vorbereitenden „Das Match“ mit Hans Krankl nun „Das Rennen“ von Armin Assinger folgen zu lassen. Tourismus und Skilobby war von Beginn an von der Sache begeistert, Schladming-Dachstein investierte kräftig in die Umsetzung. Die erste Folge lässt, höflich formuliert, noch viel Spielraum nach oben.  Die Chance, das Skifahren wieder populärer zu machen, in dem 16 Promis höchst unterschiedlichen Bekanntheitsgrads um „Startplätze“ für ein Funrace rittern, wirkt vorerst vertan. Weil von Spaß trotz latenter Skikursanklänge wenig zu spüren ist.

Schon gar nicht auf der Piste, wo erst recht wieder Ernst und Leistung regieren. Assinger gibt den pseudostrengen Ober(ski)lehrer, der teilweise ÖSV-erprobte Trainerstab lässt den Trainer-Stab verbal auf die Lämmlein niedersausen. Diese sind in aller Blondesse verwechselbar, wie Goldi – der beim Erstauftritt fast alle bühnenerfahrenen Mitstreiter in den Schatten stellte – indirekt anmerkte. “Ich was  net, wer wer is“.

 

Das typische Live-Format als Aufzeichnung zu gestalten ist wohl unumgänglich, wird aber durch die dominierenden Außenaufnahmen zu greifbar. Wenn etwa die 16 über den grasgrünen Rennhang der Planai zu Tal pilgern, obwohl Schladming bereits vor vier Wochen als erster Ort den Liftbetrieb aufgenommen hatte. Und am Tag der Ausstrahlung auf der Reiteralm programmgemäß Europacuprennen durchgeführt wurden.

 

Positiv: Mit Heidi Krings (Obertauern) wurde eine der höchst geschätzten Snowboarderinnen kurz nach Karriereende auf die Bretteln gestellt. Christian Clerici und Andreas Goldberger machen sich prächtig. Goldis Zimmerkollege, Starmania-Sieger Oliver, spricht die jüngste, das Doppel Vera Russwurm/Albert Fortell die Seherschicht 50plus an. Toni Polster wird vermutlich erst bei der Hüttenromantik zur Geltung kommen – für diese scheint er von Start weg glühend motiviert. Prächtig kommt das Pichlmayrgut weg, abgesehen von Kritik an schmalen Betten. Sonst scheinen sich die 16 in ersten Wortmeldungen aber als Tourismuswerber ersten Grades zu verstehen. Wie sich die omnipräsente Atomic-Ausrüstung mit dem Verbot von Product Placement verträgt ist eine Frage, die Werbewirkung aber topp. Bis halt in einer der nächsten Folgen das Jammern über drückende Schuhe und später die Beschwerde über Bestzeiten verhindernde Materialprobleme kommen wird. 

 

An den klassischen Inkredenzien dieses Casting-Formats, die gewöhnlich breitere Seherschichten bei der Stange halten,  hapert es. Geschluchzt wurde bisher nur bei einer Panikattacke, aus Angst vor dem Stich in die Fingerkuppe zur medizinischen Blutabnahme. Die „Kür“ der ersten Kadermitglieder war noch weniger fassbar als sonst und der Aufbau von Liebesg’schichtln scheint in dieser Besetzung schwer möglich. Die Erotik beschränkte sich bisher auf den in Unterhosen hinter einen Türspalt huschenden, insgesamt aber ungewohnt müden, Leo Hillinger und einen im Bett den Weisen von Oliver lauschenden Goldi. Nicht nur er schlummerte dabei sanft hinweg.

 

Fred Fettner

 

 

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