SKI+GENUSS. ASPEN ISST ÖSTERREICHISCH

Gleich drei Austro-Gastronomen sorgen im Kitzbühel der US-Prominenz auf unterschiedlichste Weise fürs leibliche Wohl. Aktuelle Umsatzeinbußen werden mit Fassung getragen.

 

Ungewohnte Töne klingen nächtens aus Lynn Britt, der – nicht nur für amerikanische Verhältnisse – alten Hütte. Links und rechts führen Pisten vorbei, die sich höhenbedingt mit fahrfreudigem Pulver bedeckt zeigen: „Skifoan is des leiwandste, was man sich  nur vorstellen kann“.

 

 

Eine Skifahrergruppe aus Graz bringt ihr Ständchen dar, ehe der Gitarre spielende Alleinunterhalter zum nächsten Tisch weiter zieht. Ob die spektakuläre Hütte „Cloud Nine“ in den Aspen Highlands oder, wie in diesem Fall, die umgebaute Schafalm im Skigebiet Snowmass, Andreas Fischbacher sorgt für alpine Hüttenromantik. Mit Kitschelementen, gewiss, aber der auffälligste Unterschied zu daheim liegt im Preisniveau: Vier Gänge ab 110 Dollar.

Der Weg vom Wienerwald in die Rocky Mountains war für Fischbacher bewegt. Lange wirkte er in Manhattan, zuletzt als Chefkoch des Grand Hyatt, ehe er 1997 nach Colorado wechselte. An Lebensqualität habe er gewonnen, seit er als Chefkoch im „Meadows“ anheuerte: „Da saßen Menschen aller Schichten am Kamin, es wurde intensiv diskutiert“. Jimmy Carter zählte zu seinen Gästen. Wobei es an Celebrities in Aspen, wo man Jack Nicholson nicht nur daran erkennt, dass er auf der Piste den ältesten Anorak trägt, ohnehin nie mangelt. Besonders „Cloud Nine“  ist als Promiplatz eine Bank.

 

Seit seiner Ankunft in Aspen dient der Niederösterreicher nur einem Herren: Der Crown-Family aus Chikago. Die Großunternehmer besitzen die  Aspen Skiing Company, die neben allen Liftanlagen der vier Gebiete, die meisten Hütten und einige Großhotels ihr Eigen nennt.  Geführt werden die beiden Restaurants in 3000er-Regionen aber von Fischbacher eigenverantwortlich

 

Ein Stockwerk tiefer, was im Falle Aspen noch immer 2400 Meter hoch bedeutet, wirken zwei weitere Österreicher. In der Lokalität mit dem unaussprechlichen Namen  Szyzygy zelebriert Martin Oswald kunstvolle Nouvelle Cuisine. Gelernt hat der Steirer im Ringhotel Hartberg, der US-Küche näherte er sich an der Westküste dank Landsmann Wolfgang Puck an. 15 Jahre wirkt er nun schon im Szyzygy, das 2010 im Souterrain ein neues, edles Ambiente rund um den flackernden Kamin erhielt. Wie bei seinen österreichischen Kollegen ist die Sprache „Arnie-like“, Austroanklänge in der Küche aber selten. Selbst das Wiener Schnitzel ist kaum erkennbar: „Das müssen wir hier wegen der Panier mit Pistazienkruste machen“, sagt Oswald.

 

Einer Theorie, der Harald Neuweg heftig widerspricht. „Bei mir gibt’s ein Schnitzerl, das auch in Österreich keinen Vergleich scheuen braucht“. Der 52-Jährige Oberösterreicher machte Aspen bereits zu seinem zweiten US-Standbein. Längst verdient er sich in Miami mit dem „Fritz & Franz Bierhaus“ eine goldene Nase. Gelernt hat Neuweg an keineswegs prominenter Adresse, im Pluskauf, Linz. „Aber wir waren vom Chef verpflichtet, alljährlich den Lehrlingswettbewerb zu gewinnen“. Das brachte die internationale Qualität, die er in bald drei Jahrzehnten in den USA umsetzt.

 

Bewusst suchte er im verschneiten Aspen nach einem Restaurant. Und wurde mit dem beliebten Frühstückslokal „Wienerstube“ fündig. „Keine leichte Zeit, die Zahl an bis in den Nachmittag hinein servierten Frühstücken hat sich fast halbiert“, spürte Neuweg die Krise. Vor Jahren noch undenkbar, bieten inzwischen immer mehr Hotels kostenloses Frühstück. Wobei sich bei ihm, wie in Aspen insgesamt, im zweiten Teil des Winters die Situation wieder gebessert habe.

 

Neuweg blieb auch in schwächeren Zeiten  die deutschsprachige Gemeinde, mit der Ikone Klaus Obermeyer an der Spitze, treu. Der 90-Jährige, der noch immer seine Skibekleidungsfirma selbst führt, ist Frühstücks-Stammgast – und zelebriert in der Wienerstube seinen wöchentlichen Stammtisch. Die Mädels servieren im Dirndl, am Mittwoch geigen TAG („Those Austrian Guys“) auf. Klaus Obermeyer jodelt dazu. Neuweg freut sich mit seinen über 100 Bier trinkenden Gästen, erkennt aber nach nur 15 Monaten Pendlerleben ein Problem. „Für Miami bin ich schlank, aber hier zu fett“. Denn die Sportstadt ist wohl die grünste und sportlichste der USA.

 

Dieser Tage, nach Ende der Wintersaison, ist Neuweg gerade in seiner alten Heimat zu Besuch. Weniger Heimat verbunden gibt sich Kollege Fischbacher.  „Ich wüsste nicht, warum ich nach Österreich zurück sollte“ lebt seine Familie den amerikanischen Traum. Zu dem im Sommer dann auch die Cowboy-Idylle kommt, wenn er mit seinen beiden Teenagerinnen und deren Pferden  drei Monate duralten ch den Westen ziehen wird. Mit dem Wintersport wird die Österreich-Verbindung wieder intensiver werden. Denn „Skifoan“ ist beim Gastronom schon seit Kindheitstagen präsent. War doch Wolfgang Ambros’ Vater in Pressbaum sein Schuldirektor.

 

 

 

 

 

 

 

 

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