IN POLEN KOHLEN HOLEN

 

Mit der Eröffnung des VI-Hotels Angelo in der Industriestadt Katowice verstärkt sich die österreichische Präsenz in der polnischen Hotellerie weiter.

 

 

 

 

 

 

Polen bleibt für österreichische Hotelinvestoren auch in Krisenzeiten attraktiv. Die jüngste Herberge wurde vom eigentümerseitig verflochtenen Triumvirat Warimpex, UBM Realitätenentwicklung und Vienna International in Schlesien errichtet. Investsumme: 30,3 Millionen Euro. Teurer machte den Bau, dass Piloten bis zu 30 Meter in die Tiefe getrieben werden mussten. Jahrhundertelanger Kohlebergbau hat die Stadt unterhöhlt. Obwohl im Zentrum der Stadt gelegen, finden sich noch heute in unmittelbarer Umgebung eine geschlossene und eine noch intakte Kohlegrube.

Das “Angelo” ist als Vierstern-Hotel von der Stange konzipiert. Auch wenn es ihm innen mit seinen kräftigen Farben und individuellen Design-Elementen nicht unbedingt anzusehen ist. Der sechste Angelo-Quader des jüngst eröffneten Hauses in Katowice wurde mit 203 Zimmern, Suiten und Apartments gefüllt. Longstay ist in business-orientierten Städten des Ostens, die über noch keine entsprechende Infrastruktur verfügen, ein Thema: Gleich der erste Gast des “soft” Anfang März eröffneten Hotels blieb einen ganzen Monat.

Das wird wohl nicht zur Regel. Deshalb reicht beim Preisniveau von 99 Euro für das Doppelzimmer inklusive Frühstück bereits eine 50-Prozentige Auslastung, damit Investoren und VI-Hotels in Katowice Kohle machen. Dazu soll in der südpolnischen Stadt der mit 1000 Quadratmetern unüblich große Meetingbereich beitragen: “Unser Ziel ist, hier ein effizeint geführtes, beispielgebenden Konferenzhotel anzubieten”, erklärte VI-COO Martin Lachout anläßlich der offiziellen Hoteleröffnung. Vienna International ist bisher in Polen mit sechs Hotels vertreten, darunter zwei höchst erfolgreichen Designhotels der Marke Andel’s in Krakau und Lodz. Die Unterscheidung zwischen den beiden Brands ist selbst für VI nicht leicht zu kommunizieren. Denn in der Innenausstattung sind die Zimmer des jüngsten Angelo keineswegs unter dem sonst höher positionierten Andel’s von Krakau anzusiedeln. Allerdings glänzt das Andel’s durch gelungene architektonische Effekte im öffentlichen Bereich. Prinzipiell ist das Andel’s Konzept für die Nutzung bestehender Bausubstanz besonders geeignet, wie speziell das mit internationalen Architekturpreisen ausgezeichnete Andel’s in Lodz belegt.

Noch präsenter als VI-Hotels sind deren Investitionspartner in der Region. “Wir sind seit 30 Jahren am polnischen Markt – davon allein mit zehn Hotelinvestitionen”, erklärte Warimpex-Vorstand Christian Fojtl in Polen. Das Land habe sich als stabil und krisenresistent erwiesen. Vor diesem Hintergrund wird Warimpex weiter in Hotels investieren. In diesen Fällen ist aber VI nicht an Bord. “In kleineren Städten rechnen sich Viersternhäuser nicht. Deshalb arbeiten wir mit anderen Partnern zusammen”, erklärt Fojtl. Die Grundkäufe für drei weitere Hotelprojekte sind abgeschlossen, die Baubewilligungen vorhanden. Die Arbeiten sollen im August beginnen. Wie schon die Gesamtbaukosten von insgesamt 35 bis 40 Millionen Euro zeigen, handelt es sich dabei um kleinere und einfachere Hotels die in Breslau, Zielona Góra und Bydgoszcz entstehen. Als Betreiber wurden die Campanile-Hotels gewonnen. Zwei ebenfalls gesicherte weitere Grundstücke in Katowice und Breslau  sollen dem Vernehmen nach mit Hotels von „Premiere Classe“ bestückt werden.  Beide französischen Ketten zählen zur Gruppe der „Louvre Hotels“.

Auch der dritte im Bunde, die mehrheitlich Porr gehörige UBM, hat in Polen weiterhin Großes vor.  „Das Angelo in Katowice ist ein typisch antizyklisches Investment. Wir haben in der Immobilienkrise mit dem Bau begonnen und kommen gerade richtig zur Konjunkturerholung auf den Markt”, erläutert UBM-Vorstandsvorsitzender Karl Bier. Schließlich sei Oberschlesien die am stärksten industrialisierte Region Polens und locke internationale Investoren an. Mit 4,7 Millionen Einwohnern ist das Gebiet auch das einwohnerstärkste in Polen.

Auch im aktuell größten Projekt in Polen, wo UBM zuletzt ein Drittel seiner Jahresbauleistung erzielte, ist ein Hotel eingeplant. Der wie eine Gartenstadt nahe des Warschauer Flughafens geplante Poleczki Business Park wird bei einer Bruttogeschoßfläche von 200.000 Quadratmetern neben Büros und Geschäften ebenfalls ein Hotel beherbergen.

Wie ersichtlich konzentrieren sich die österreichischen Hotelinvestitionen in Polen überwiegend auf den Geschäfts- und Kongresstourismus. Gerade das Hotel in Katowice wird es an Wochenenden schwer zu vermarkten sein.  

 

 

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