Politischer Prolog der Alpenplattform

Mitte September soll die Auftaktveranstaltung von „theALPS“ die touristische Kraft der Alpen manifestieren. – Elf Regionen unterzeichnen ein „Innsbrucker Manifest“, doch sie repräsentieren fast nur den deutschsprachigen Alpenraum.

 

 

 

 

Zwei Auftritte der neuen Alpenpräsentation „theALPS“ sind fix. Am 13./14. September soll der Prolog in Innsbruck 50 Entscheidungsträger führender Veranstalter und Onlinevermarkter aus 12 Nationen mit 300 Repräsentanten des alpinen Tourismus zusammenführen. Dabei stehen noch nicht die großen Deals im Zentrum, es geht um Lobbying für die Alpen als Reisedestination. Wie weit die Bosse den Ideen der Destinationsvermarkter folgen werden, ist offen. Die Formulierung, es würden „50 CEO’s und Produktchefs“ erwartet, lässt breiten Spielraum.

 

Den Prolog zum Prolog wird bewusst ein Politgipfel setzen. Ob die höchsten Spitzen dem Ziel einer „1. Konferenz der Tourismusminister der Alpenländer“ wirklich folgen, steht noch in den Sternen. Eingeladen von Tirols Landeshauptmann Günther Plattersollen die Tourismusverantwortlichen aus Südtirol, Trentino, Bayern, Liechtenstein, den Kantonen Wallis und Graubünden, Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Tirol das „Innsbrucker Manifest zur tourismuspolitischen Zusammenarbeit im Alpintourismus“ unterzeichnen. Während noch auf die Teilnahme einer slowenischen Delegation gehofft wird, wird französisch nicht zu hören sein.

 

Diese starke politische Komponente ist kein Zufall. Weil, wie Tirol Werber Josef Margreiter sagt,  „die Alpen nicht nur das größte Gemeinsame, sondern auch der Ort größten Einzelgängertums“ seien. Der exakt zehn Jahre zurückliegende, bis zu einer angesetzten Generalversammlung auf der ITB 2000 gediehene Versuch, ein Alpen-Netzwerks der Tourismusorganisationen zu schaffen, war nie von Erfolg gekrönt. Nun sollen Arge ALP und EU das Umfeld absichern.  Beim Politgipfel werden neben den elf Regionen auch Alpenkonvention, Vertreter aus Brüssel und die Österreich Werbung (ÖW) eingebunden.

 

Letzterer erwächst mit theALPS eine beachtliche Herausforderung. Dient die Lobbying-Veranstaltung im September doch dazu, theALPS  künftig  als Alpen-Börse zu etablieren. Im Frühjahr 2011 wird sie in Innsbruck erstmalig durchgeführt. Ab 2013 könnte sie bereits auf Wanderschaft gehen. Das Wallis zeige sich interessiert. Für Innsbrucks Tourismusdirektor Fritz Kraft eine logische, dem Technologie-Kongress Enter vergleichbare Entwicklung. „Innsbruck lag als Austragungsort auf der Hand. Wichtig ist aber, dass die Veranstaltung regelmäßig zurückkehrt“.  Kraft betont, von Anfang an von der Idee begeistert gewesen zu sein. „Innerhalb Österreichs muss sich der Alpenraum emanzipieren. Es geht nicht, dass immer 1000 Einkäufer nur nach Wien eingeladen werden“, spielt Kraft auf die Praxis der von der ÖW veranstalteten ACTB an. Während Margreiter bemüht ist, die Börse im Frühjahr nicht als Kontrastprogramm zur 2011 ohnehin zwecks Neuausrichtung  ausgesetzten ÖW-Veranstaltung darzustellen, zeigen sich seine Partner weniger zurückhaltend. „Die Basis für die Alpenbörse wurde schon 2007 gelegt, unter anderem weil wir mit der ACTB unzufrieden waren“, betont der Tiroler Tourismus-Spartenobmann Harald Ultsch.

 

Margreiter nennt für die Tirol Werbung als Budget eine Viertel Million Euro, weitere 100.000 Euro kommen von Teilnehmern, Partnern und Sponsoren. Die politische Dimension solle aber auch dazu verhelfen, künftig für die Alpenpräsentation zusätzlich  EU-Mittel auszuschöpfen. Für Ultsch steht außer Frage, dass in dieser Angelegenheit die Tirol Werbung das Heft in die Hand nehmen musste. Jetzt sei jedoch der Zeitpunkt gekommen, Tirol wieder etwas zurückzunehmen. „Es geht darum, die Alpen in Übersee als Thema zu etablieren und in Europa sexier zu machen“ rückt Ultsch gemeinsame Marketingziele ins Zentrum. Auch Margreiter träumt von einem gemeinsamen Portal, weiß jedoch aus der Vergangenheit um die Schwierigkeit, dies umzusetzen. Selbst wie die Messe im Frühjahr ablaufen soll, bleibt noch weitgehend unter der Decke. Fix ist nur: Innovativ und kojenfrei soll sie werden. Die Teilnehmer des Prologs mögen zumindest den Eindruck gewinnen, noch  entscheidend mitgestalten zu können.

 

Die Diskussion über den Ablauf der Börse ist ein Teil des Septemberprologs. Dazu kommt die Präsentation einer Studie des Management Center Innsbruck (MCI). Tourismus-Professor Huber Siller  bekam den Auftrag, die aktualisierte Faktenlage des Alpintourismus, sowie Konsum- und Gesellschaftstrends aufzuarbeiten. Eine erste Zahl: 500 Millionen Nächtigungen  machen den Alpenraum zu einer der größten Tourismusregionen der Welt. Nun gelte es die „Big Player“ anzusprechen. Weil es in der Winterhochsaison ohnehin kaum Kontingente gebe, wurde der Frühjahrstermin gewählt, um den Bergsommer in den Mittelpunkt zu stellen. Über den Begriff der Alpen als „gemeinsames Nutzenversprechen“ wird Markentechniker Klaus Brandmeyer referieren.

 

Warum trotz aktuell erfreulicher Tourismuszahlen die Alpen zu aktiver Zusammenarbeit aufgefordert sind, fasst Margreiter in einen Spruch zusammen: „Tu was in der Zeit, dann hast du keine Not“. Unbestritten müsse die Innovationskraft zunehmen, unvermeidlicherweise wurde dafür ein Award ausgeschrieben. Im Zweijahresrhythmus soll sich theALPS jedenfalls als innovativer Marktplatz für alpine „Best of“-Angebote einen Namen machen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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