Nachhaltig begeistert

Das Hogast-Symposium brachte Aufklärung über ökologische Fußabdrücke, was die Vernetzung von Kühlschrank und Personenwaage bewirkt, dass jedem eine Glühbirne aufgehen könne und man bei Visionen doch lieber den Arzt aufsuchen solle.

Die ehemalige Parlamentarierin der Grünen, Monika Langthaler versuchte rund 400 Zuhörer im Rahmen des alljährlichen Symposiums der Einkaufsgenossenschaft Hogast von der Notwendigkeit ökologischen Wandels zu überzeugen. Über Möglichkeiten dafür verfügen auch die Beherbergungsbetriebe, die für 21 Prozent der weltweitenTourismusemissionen verantwortlich zeichnen.

Langthaler, seit einem Jahrzehnt im Öko-Business als Beratungsagentur („Brainbows“) aktiv, skizzierte weniger die Möglichkeiten für Hoteliers umweltverträglicher zu handeln, als die prinzipielle Notwendigkeit dafür. Als Beratungsagentur für Industrieriesen wie Red Bull und Rewe sind für sie Nachhaltigkeitskonzepte tägliches Brot. Rewe, als Konzern nicht nur im Handel („Billa“), sondern auch im internationalen Reiseveranstaltergeschäft stark vertreten, versuche bereits bei Handelsprodukten den ökologischen Fußabdruck der Waren zu berücksichtigen. „ Auch Reiseveranstalter könnten diese Soustainability Scorecards einführen – und bei der Hotelauswahl berücksichtigen“, warnte Langthaler die Hoteliers vor.

Anwesende Gastgeber hatten von ökologisch verantwortlich handelnden Gästen noch wenig gemerkt haben. Und als Öko-Erzieher wolle man nicht auftreten. Handtücher werden im Spa en gros genutzt. Selbst die Chance, durch Abzug der Schlüsselkarte bequem alle Lichter mit einem Handgriff abzudrehen, werde immer häufiger durch Einführen einer Visitenkarte umgangen. „Die Leute wollen die Akkus aufladen. Deshalb haben wir beim Umbau unserer Zimmer für diesen Winter am Schreibtisch eine Steckdose mit Dauerstrom installiert“, hofft Walter Veit, Hotel Enzian Obertauern, dass die Gäste diese Möglichkeit künftig nützen.

Wirklich deutlich wird der Wandel des Gästeverhaltens bisher nur im gastronomischen Bereich. Veit nennt ein Beispiel aus dem Kollegenkreis. Immer häufiger analysieren Gäste die Stempel der Frühstückseier. Werden importierte Eier aus Legebatterien aufgefunden, kann es schon mal lautstarken Stunk geben. Bei Hogast habe man erreicht, dass die große Kontingentbestellung von Edelfleischstücken für das Weihnachtsgeschäft nicht mehr auf Lateinamerika beschränkt wird. Da sei nicht einfach gewesen, denn die heimischen Anbieter haben zu diesem Zeitpunkt extrem höhere Preise verlangt. „Heute profitieren alle davon: Die regionalen Anbieter haben kontinuierliche Nachfrage, wir konstante Preise und können unsere Gäste mit regionalen Produkten versorgen“, sagt Veit.

Nachhaltiger als von Langthaler zeigten sich die Teilnehmer des Hogast-Symposiums von anderen Referenten beeindruckt. Jens-Uwe Meyer, Ex-Polizist und Ex-Journalist, verwies auf das Edison-Prinzip. „Sie müssen sehen, was andere übersehen.“ Kreativität beginne bei alltäglicher Aufmerksamkeit und Experimentierfreude. Für Boris Grundl, der in seinem Rollstuhl über die Bühne flitzte, sind manche seiner showmasternden Vortragskollegen schon zu kreativ. „Diese Motivationsleute machen gern den Kasperl.“ Die da meinen, der „innere Schweinehund“ sei zu killen. Oder, dass jede Firma eine Vision haben müsse. „Bei einer Vision gehen sie lieber zum Arzt. Klare Ziele reichen schon“. Motivationstrainer würden rein auf die Emotion setzen. Doch der emotionalen Verliebtheit des Anfangs müsse die rationale Kompetenz folgen. „Fragen Sie sich: Was haben andere davon, von Ihnen geführt zu werden?“ provozierte der nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselte Ex-Sportler und kalauerte: „Lieber Querschnitt als Durchschnitt!“

Wie konkret der Blick in die Zukunft sein kann zeigte Tim Cole, seit 1961 in Deutschland lebender „Wanderprediger des Internet“. Die Vernetzung müsse zu Ende gebracht werden. Cole brachte ein geniales Beispiel: Eine mit dem Web kommunizierende Personenwaage sei ein Fortschritt, ebenso wie die existierenden Kühlschränke mit Internet-Anschluss. Wie intelligent wäre es erst, diese beiden Geräte zu vernetzen. Bisher sei noch vieles eine Insellösung.

Nach den digitalen Nomaden müssen sich Hoteliers auf digitale Beduinen einstellen. Der Nomade schleppe heute alles mit sich herum, in Zukunft wird erwartet, dass das meiste bereit steht. „Leider haben Hotels, vor allem die teuersten, die Angewohnheit sogar für WLAN Geld zu nehmen“, beklagte Cole. Es gelte viel mehr für die Hotels die Chancen im World Wide Web noch besser zu nützen. Das 1:1-Marketing sei umsetzbar. „Es geht in den gesättigten Märkten nun weniger um Anteile am Markt, als am Kunden“, schrieb Cole den Teilnehmern ins Gästebuch.

Regionalität macht

Einkauf kleinteiliger

Kurzinterview mit Barbara Schenk, Vorstand der Hogast Einkaufsgenossenschaft für Hotellerie und Gastronomie.

HT: „Merken Sie von Seiten der Hotellerie, dass Nachhaltigkeit beim Einkauf ein Thema ist. Wird Druck von Gästen weitergegeben?“

Schenk: „Auffällig ist das beim Lebensmitteleinkauf. Hier wird verstärkt auf regionale Produkte Wert gelegt. Wir versuchen bei Milch oder Fleisch jeweils regionale Lieferpartner zu finden. Natürlich wird dadurch alles fragmentierter. Zusätzlich müssen wir kleine Lieferanten auf technischem Gebiet unterstützen, damit sie in unser System der elektronischen Einkaufsorganisation passen. “

HT: „Kann Hogast selbst Anstöße geben?“

Schenk: „Wir reagieren in erster Linie auf die Anforderungen unserer Mitglieder. Bei unserem neuen Bürogebäude konnten wir aber selbst ein revolutionäres Energiekonzept umsetzen. Unser Energieverbrauch ist um 43 Prozent gesunken.“

HT: „Gibt’s außer dieser Vorbildwirkung auch Tipps für Betriebe?“

Schenk: „Ja, Energieberatung, gekoppelt mit Förderinformationen.“

Extra News o.ä.

Im Rahmen der Hogast-Generalversammlung wurde die Abendveranstaltung als Oktoberfest in der Stiegl Brauwelt zelebriert. Dabei wurden auch die Hogast Internet Awards verliehen. Die Zahl von fast 400 Bewerbungen bedeuteten absoluten Rekord. Der erste Preis ging an das Kur- und Sporthotel Post in Bezau (www.hotelpostbezau.com), auf den Plätzen folgten Ebner’s Waldhof am See in Fuschl (www.ebners-waldhof.at) und das Boutiquehotel Stadthalle in Wien (www.hotelstadthalle.at).

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