Nur mit Komfort werden Skiflüchtige auf die Pisten zurückgeholt. Bequeme Abläufe werden dabei zusehends wichtiger, als gewärmte Liftsitze.
Trotz der Rekordzahl von in Österreich registrierten Gästeankünften im Winter 2010/11 warnt Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung, Wien: „Der Ausstieg aus dem Wintersport hat bei uns längst begonnen“. In Österreich deklarierten sich 1987 nur 47Prozent als Nichtskifahrer, heute sind es 66 Prozent. Auch Millionen Deutsche haben sich vom Skisport verabschiedet. Der 3,4-Prozentige Rückgang an Pistenjüngen auf 51,2 Millionen gezählte „Skier Days, dürfte ebenfalls auf Einheimische und Gäste aus dem Nahbereich zurückzuführen sein.
„Es muss für den Gast einfacher werden“, summiert Christoph Bründl, Intersport Bründl, die Schwächen des heimischen Angebots. Der Kapruner Tourismusobmann ist mit seinen allein elf Verleihstationen und Shops zwischen Schmittenhöhe und Kitzsteinhorn sieht nach langer Anreise mit Skizeug aller Familienmitglieder bepackte Eltern, die zwischen Hotel, Verleih und Seilbahn in unkommoden Skischuhen dahinstolpern als Wurzel des Komfortübels. An der Umsetzung des Einfachen, das schwer zu machen ist, arbeitet Bründl mit bis zu 260 Mitarbeitern. Zwar habe sich die Situation in den vergangenen Jahren durch Qualität und Umfang des Verleihgeschäfts schon verbessert, der perfekte Ablauf sei aber selten. Zwar können heute bei der Schmittenhöhe bereits 6500 Paar an der Talstation „übernachten“, doch noch immer gebe es zuwenig Skidepots.
Dafür sieht der Händler auch die Bergbahnen gefordert. Depots würden sich bei Investitionskosten von rund 800 Euro für jeden der belüfteten und mit Wasserabfluss versehenen Kästen unmöglich rechnen. Doch der Skifahrer erwartet heute Servicecenter an den Talstationen. Ähnliches gelte für neue Stationen an der Piste: „Ob einem Schuh oder Ski wirklich entsprechen, merkt man erst, wenn man fährt“, weiß Bründl. Deshalb seien Verleihstationen direkt an der Piste notwendig. Wird nicht der billigste Leihski um aktuell 99 Euro pro Woche gebucht, kann heute jeder Leihskifahrer das Material unlimitiert tauschen. Oder die Kanten nachschleifen lassen.
Je kürzer die Skireisen werden, desto schneller wollen die Gäste auf der Piste sein. Hilfreich sind dabei Vorreservierungen. Im Vorjahr wurden bei Bründl bereits 13 Prozent online vorausgebucht, heuer sollen es – nachdem über 100.000 Euro in den Internetauftritt mit Videoanimation gesteckt wurden – bis zu 20 Prozent werden. „Wir können bei Vorausbuchungen intelligente Preise anbieten “, verweist der Händler auf Kombipakete mit Skipässen, die bis zu 15 Prozent günstiger kommen. Um die Vorgänge zu beschleunigen, werden die Kundendaten gespeichert. Nicht nur das einzelne Geschäft, alle Verleihstationen der Intersportorganisation können darauf zugreifen, Einstellungen und zuletzt gefahrenes Modell scheinen sofort auf.
Bei jeder Rückgabe werden die Kanten geschliffen, das steigert Sicherheit und Fahrkomfort. Doch Ski, die 25 Mal durch Präparierungsmaschinen gelaufen sind, seien „am Ende“. Durchschnittlich seien Qualitätsleihski nur 35 Tage auf der Piste unterwegs. Nach der Saison wird fast das komplette Leihmaterial nach Osteuropa verkauft. Skischuhe werden nach jeder Rückgabe desinfiziert. Nehmen trotzdem die Ausdünstungen überhand, wird das Paar aussortiert. Häufiger kauft nun der Gast nun eigene Einlagen dazu. Das gibt einerseits ein hygienischeres Gefühl, andererseits steigern die neuen, individuell angepassten Einlagen auch den Komfort. Andere greifen zu beheizbaren Thermosohlen. Denn häufigste Ursache für weibliche Wintersportabstinenz ist laut Umfragen die Kälte. Beheizen lassen sich heute aber auch Socken, Handschuhe und Hauben.
Auch simple Pauschalangebote können den Skitag vereinfachen. So werden saisonal um 249 Euro drei Tage komplette Leihausrüstung, Liftpass und Skilehrer angeboten. „Damit können Ex-Skifahrer wieder auf die Piste gelockt werden“, unterstreicht Franz Schenner, Sprecher der „Allianz Zukunft Winter“über die speziell im Salzburger Land umgesetzte Aktion. In erster Linie sieht diese ihre Aufgabe darin, Junge für den Wintersport zu begeistern. Für Schulskikurse wird österreichweit die Komplettausrüstung – Ski, Schuhe und Helm – um nur 34 Euro angeboten. „Und die Begleitlehrer bekommen ihre Ausrüstung gratis dazu“, ergänzt Bründl.
Weil in Österreich selbst günstige Leihski und –schuhe entsprechende Qualität bieten, bleibe immer häufiger eigene, ältere Geräte daheim im Keller. In Frankreich, quantitativ Skiverleihweltrekordler, sei die Qualität furchtbar. Das französische Komfortdefizit registrieren auch die , Seilbahnen: „In Österreich verkaufen wir keine Bahn ohne Sitzheizung mehr, in ganz Frankreich gibt es noch keine einzige mit Heizung“, zieht Martin Leitner, Marketingleiter des gleichnamigen Südtiroler Seilbahnproduzenten, einen Vergleich. Abgesehen von Kabinen und gefärbten Schutzkuppeln über weich gepolsterten Sesseln, gehen bei Bergbahnen Komfort und Vereinfachung Hand in Hand: Innerhalb weniger Jahre hat sich der berührungslose Zugang durchgesetzt, Stufen werden in den Stationen möglichst vermieden, durch Lifte und Rolltreppen ersetzt.
Leitner berichtet, dass Südtirol aktuell einen Schritt weiter geht. Am Kronplatz wird künftig die Seilbahn direkt vom Bahnhof starten. Der direkte Umstieg vom Zug in den Lift werde von der Landesregierung bereits für mehrere Gebiete forciert.