Interview mit Manuel Fettner

Hauptsache „a gscheite Stimmung“

 

 

INTERVIEW MIT ÖSV-Skispringer MANUEL FETTNER (26), in der vergangenen Vierschanzentournee 2010/11 3. in Oberstdorf und 4. in der Tourneegesamtwertung.

Skimania.at: Du warst ja seit zwölf jahren alljährlich zumindest im „Nationenpaket“ in der Qualifikation vertreten. Im Vorjahr ist dir fast alles aufgegangen. Was sind deine Erwartungen für die 60. Tourneeauflage?

Manuel Fettner: So wie letztes Jahr will ich wieder bei allen vier Springen meine besten Leistungen abrufen. Dann können auch wieder ähnliche Platzierungen rausschauen. Stockerlplätze nicht ausgeschlossen.

 

 

Skimania.at: Du kalkulierst aber noch nicht mit der Million, die für den Grand Slam ausgelobt wurde?

Manuel Fettner: Klar habe mich schon mal erkundigt, was denn so ein Grundstück in Innsbruck kostet. Aber im Ernst: Ich finde die Idee der Superprämie gut, weil’s das Skispringen aufwertet – und in unserem Sport einmal richtig Geld ausgespielt wird. Selbst wenn der Gewinn wohl kaum ausbezahlt werden wird, ist es gut fürs Image.

 

Skimania.at: Wie wichtig ist für dich Geld?

Manuel Fettner: Prinzipiell unwichtig – und ganz bestimmt nicht der Grund fürs Skispringen. Aber eine angenehme Begleiterscheinung. Und von irgendwas muss man als Profisportler ja leben. Da sind für mich Manner als langjähriger Sponsor und das Bundesheer als Dienstgeber natürlich besonders wertvoll.

 

Skimania.at: Hast du etwas in deiner Vorbereitung gegenüber dem Vorjahr verändert?

Manuel Fettner: Nicht großartig. Es hat im Prinzip bei mir letzte Saison gut funktioniert. Ich wollte daher keine komplett neuen Wege gehen. Obwohl man sagen muss: Im Springen beginnt man jedes Jahr wieder bei null. Und wie der Sport insgesamt, so muss man sich auch persönlich stets weiterentwickeln.

 

Skimania.at: Was entwickelt sich weiter?

Manuel Fettner: Die Technik, das Material, viele mentale Themen.

 

Skimania.at: Hast du einen Mentaltrainer?

Manuel Fettner: Ja ganztägig, wenn ich daheim bin.

 

Skimania.at: Als österreichischer Springer kann man sich kaum schöpferische Pausen leisten?

Manuel Fettner: Ja, man muss immer 100 Prozent bringen. Nicht ab und zu, sondern bei jedem Wettkampf. Weil das ganze Jahr zählt. Prinzipiell sehe ich das als Vorteil, weil es beim ÖSV genug Hilfe gibt, um das körperlich und mental durchzustehen. Solisten, wie etwa Simon Ammann, müssen nicht ein ganzes Jahr auf diesem Level durchhalten, können sich besser auf Einzelereignisse konzentrieren. Unser System hebt aber das Gesamtniveau. Dadurch konnten wir in den vergangenen Jahren immer den Level vorgeben, die anderen mussten nachziehen. Wunderdinge, so wie Simi bei der Olympiade, findet man halt nur selten.

 

Skimania.at: Wären nicht auch Pausen notwendig?

Manuel Fettner: Bei unserer internen Konkurrenz tut man sich schwer, Auszeiten zu nehmen. Morgi hat im Vorjahr alles durchgezogen und fast alles gewonnen. Heuer funktioniert das mit dem gleichen System nicht ganz so. Das allgemeingültige Erfolgsrezept gibt’s durch die vielen Einflussfaktoren unseres Sports halt nicht.

 

Skimania.at: Du hast ja mitten in der Wintersaison mehr Auszeiten bekommen, als dir lieb war?

Manuel Fettner: Ja, bei zwei Mannschaftsspringen und einem Einzelspringen in Skandinavien vor Ort zusehen zu müssen war hart. Es ist kein Geheimnis, dass ich nach dem 11. und 12. Platz in Harrachov auch in Engelberg gerne dabei gewesen wäre. Andererseits könnten sich die 20 Trainingssprünge bei optimalen Bedingungen in Lillehammer für den weiteren Saisonverlauf und die Stabilität noch positiv auswirken.

 

Skimania.at: Worauf soll ein Zuschauer im Stadion schauen?

Das eine g’scheite Stimmung herrscht. Mit den neuen Regeln muss das Event in den Vordergrund rücken, damit mehr Leute kommen. Für uns ist das Einbeziehen des Windes wichtig, weil das Glück auf Dauer weniger zählt. Im TV wird alles super dargestellt, aber es ist vielleicht ein wenig schwierig für den Live-Zuschauer. Größere Videowalls mit allen Infos wären sicher hilfreich. Die Veranstalter sollten in den Pausen oder nachher öfters Musikacts bieten, die nicht nur für Ältere und Kinder, also Familien, sondern auch für junge Menschen in meinem Alter – eben typische Eventbesucher – einen Anreiz bedeuten.

 

Skimania.at: Wen würdest du gerne hören?

Manuel Fettner: Das ist unwichtig, denn ich habe ja bei einem Wettkampf sowieso nicht die Zeit mir das anzusehen/hören…. Ausserdem ist mein Musikgeschmack nicht gerade Mainstream.

 

Skimania.at: Tom Hilde hat ja in Norwegen ebenfalls ein Plädoyer für einen gestärkten Eventcharakter der Sprungveranstaltungen gehalten. Im Fernsehen laufen die Springen aber auch so gut…

Manuel Fettner: Aber uns macht’s mehr Spaß, wenn viele Leute zuschauen. Wir freuen uns gerade deshalb auf die Tournee, weil wir bisher fast immer vor leerem Haus gehupft sind. Etwa in Lillehammer …

 

Skimania.at: Gibt es Alternativen?

Manuel Fettner: Es gibt viele neue Anlagen – in der Türkei, Kazachstan und mehrere Projekte in Russland. Wenn ich mir manch menschenleere Weltcupbewerbe anschaue, dann bin ich dafür, Neues zu erproben. Sofern dort stabiles Winterwetter herrscht, sind auch die weiten Anreisen zu vertreten. Die modernen Schanzen sind alle ähnlich – und in neuen Destinationen ist so ein Weltcup sicher noch ein großes Ereignis. Unabhängig davon wird das Toppereignis wohl alljährlich die Tournee bleiben. So wie seit 2000 für mich.

 

Danke für`s Gespräch. Skimania.at wünscht dir alles Gute für die Tournee!

 

 

 

 

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