Gastein: In des Skiteufels Küche

Jetzt geht’s heiß her auf den Pisten des Gasteinertals. Denn in Anlehnung an eine historische Idee können sich höllisch gute Skifahrer nun zum „Gasteiner Skiteufel“ küren lassen. Skimania.at durfte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sich als einer der ersten in des Skiteufels Küche zu begeben. Die fünf Inkredenzien des Menüs: Buckelpiste, Geländefahren, Pistenästhetik, Riesenslalom und lange Abfahrt. All das garniert mit Skilehrerschmäh Marke Christian Zehentner – und man glaube mir: Als wahres Renommierstück der Skilehrergilde verbindet er skitechnische Perfektion mit Herzlichkeit und Humor. Die Bezeichnung „Gasteiner Skiteufel“ hat er von seinem Vater übernommen, der vor 40 Jahren ambitionierte Skikursteilnehmer abschließend zur so genannten „langen Abfahrt“ animierte. Wer mit dem Skilehrer bis ins Tal mithielt erhielt den „Goldenen Skiteufel“.

 

 

 

„Das geht heute nimmer“, grinst Zehentner. Deshalb wurde das alle Elemente des Skilaufs beinhaltende Wertungssystem erfunden. Nicht ganz einig ist er sich mit seinem Skiteufel-Miterfinder Dr. Thomas Sinnißbichler, wie sportlich ernsthaft die Sache zu betreiben ist. Für Zehentner eine „g’sellige G’schicht“, liebt Sinnißbichler den Wettkampf, legt Richtzeiten vor, erklärt und bewertet. Er lebt seine eigentliche Profession als Kombination von Sport- und Militärarzt. Ergänzt wird dieses Doppel aus Peitschenknaller und Womanizer temporär von Weltcup-Profi Hans Grugger. Von ihm gab’s noch manches zu lernen. Etwa wie nervig Boulevardjournalisten sein können, die glauben, nur weil Grugger nach seinem Streif-Unfall über eine Woche im Koma lag, ihn zu Michael Schumacher interviewen zu müssen. Viel mehr zu lernen gab’s aber zum Glück auf der Piste. Denn im Kern verbirgt sich hinter der Skiteufel-Idee die Wiedergeburt des Gruppenskikurses. Schließlich seien Erwachsenengruppen am Aussterben. „Einst hatten wir bis zu zehn Skigruppen mit 14 Leuten in unserer Skischule. Diese Weihnachten hatten wir 50 Skilehrer, aber nur mehr eine kleine Gruppe Erwachsener“, illustriert Zehentner anhand seiner Skischule in Hofgastein und beklagt die verlorene Geselligkeit: „Die Leute nehmen Privatskilehrer und verzichten auf den Spaß“.

 

Das Argument hat was an sich. Wir kurven durch die spärlichen „Tiefschneereste“ des Geländes und das Lob der Kollegen kost die Seele, wie später auf der Weitmooser Schlossalm das Weißbier deren Kehlen. Vor allem wenn es auf die Pisten der Schlossalm von Bad Hofgastein und hinüber in den nun perfekt erschlossenen und beschneiten Stubnerkogel bei Bad Gastein geht, ist Hans Grugger mit wertvollen Tipps präsent: Konzentration auf die Bewegung aus den Knien, Übungen, damit man den Körper nicht verwindet, mit den Stöcken fuchtelt – und was es sonst an Feinheiten spielt. Volle Grugger-Action gibt’s dann beim Riesenslalom auf der Haitzing Alm im Bereich der Hofgasteiner Schlossalm. Dort, ein wenig rechts von den Hauptabfahrten steht die – für mich – 34-Sekunden-Strecke (Der Herr Doktor legte eine 31er-Zeit vor, Gruggers Zeit wurde zur Verhinderung von Depressionen nicht verraten). „Hier hat auch unser Skiclub die ersten Tore für uns gesteckt, war en die Dorfrennen“, macht Grugger in Nostalgie. Ein schön kupiertes Gelände, mit kurzem Steilstücken und flachen Passagen.

 

Zu Ende des zweiten Tages ging es dann doch noch rasant zur Sache. Von der wahrlich wunderbaren Hohen Scharte führt eine der schönsten ohne jeglicher Geländebewegungen naturbelassenen Abfahrten ins Tal. Links davon breitet sich übrigens mit der Leidalm das beste, nicht extreme Freerider-Gelände aus. Als Skiteufel-Anwärter stürzten wir uns aber die Abfahrt bis zur Hohen Scharte zu Tal. 900 Meter in knapp über fünf Minuten, da brennen die Oberschenkel ordentlich. Wie weit hier von Vernunft die Rede sein kann, ist ein anderes Kapitel. Bei schlechter Sicht und Pistenbetrieb um 15 Uhr den Hang hinunterzujagen – so schafft sich der Arzt neue Klientel. „Guat is gangen nix is g’schehn“ – dafür gab’s den Adrenalinschub, bis sich abends in den Rauchschwaden der neuen Gastein-Alm im Ort alle Skiteufel ihre Auszeichnungen in Bronze, Silber und Gold in Empfangnehmen durften.

 

Fred Fettner, Goldener Gasteiner Skiteufel

 

Infos: www.schischule-schlossalm.at

 

 

 

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