Aktuelle Trends im Skibusiness

Foto: Fischer-Boss Franz Föttinger mit einem nächstjährigen Tourenmodell

Das Verleihgeschäft bewirkt die Verlagerung von Skiumsätzen vom Flachland in Österreichs Bergwelt. Das ist einer der wirtschaftlichen Trends, die im Rahmen der größten Wintersportartikelmesse ispo in München im Jänner erkennbar wurden. Etwa bei der Intersport-Pressekonferenz. Die Händlergruppe verzeichnete 2013 bereits 3,34 Milliarden Euro Umsatz, davon Intersport Österreich 481 Millionen. Während beim großen Nachbarn die Umsätze um etwa ein Prozent zurückgingen, registrierten Österreichs Händler ein Prozent Umsatzplus.

Erst im September 2013 erfolgte der Zusammmenschluss unter deutscher Führung, wobei zu Österreich auch Shops in Tschechien, Slowakei und Ungarn gezählt werden. „Österreich nimmt eine relativ ähnliche Entwicklung, unterscheidet sich aber durch Schneesicherheit und damit verbundenen besseren Wintersport-Umsätzen“, stellte Vorstand Klaus Jost im Rahmen der laufenden Wintersportfachmesse Ispo in München fest. Ein genauerer Blick auf den Monatsablauf zeigt aber doch signifikantere Unterschiede: Zwischen November und März läuft das Geschäft in Österreich auffällig besser. Da in Deutschland neben Rad und Tennis (ca. – 10 %) vor allem das Wintersportgeschäft (- 5 %) rückläufig war, lässt es den Schluss zu: Das die Skiindustrie belastende, stark wachsende Verleihgeschäft verlagert die Skiumsätze aus deutschen Städten in die alpine Bergwelt. Ein Indiz für die auch aktuell bestehende Lust am Skisport, sei ein den Pistenunfällen – mit Michael Schumacher als medialem Höhepunkt – geschuldeter einmaliger Kaufboom bei Helmen in den vergangenen Wochen.

„Wobei Intersport Deutschland konkret bei Alpinski keine Umsätze verliert“, betonte Jost. Das Wintersportminus verursachten 2013 Snowboard und Langlauf. Beim Langlauf sei nach einem schneereichen Jahr im Flachland Schneemangel als Ursache rasch gefunden, für das Snowboardminus macht Jost, wie auch bei den Rädern, geburtenschwache Jahrgänge verantwortlich. Während Intersport mit über 1500 Geschäften in Deutschland insgesamt für den Sportartikelhandel repräsentativ ist, vermutet Jost bei den Alpinskiern Marktanteilsgewinne. Zuvor hatte die zweitstärkste Händlerorganisation Sport 2000 das zu geringe Innovationspotenzial der Skiindustrie beklagt. „Wenn andere Organisationen ihren Händlern empfehlen, aus diesem Segment auszusteigen, brauchen sie sich nicht über Verluste wundern. Wir werden die letzten sein, die sich von Schnee und Berg verabschieden“, betonte der Intersport-Vorstand, der für 2014 die Gesamtumsätze um drei Prozent über 2013 prognostiziert.

Mit Verwunderung begegnet Fischer-Geschäftsführer Franz Föttinger dem Vorwurf, an Rückgängen im Handel trage die geringe Innovationsbereitschaft der Skiindustrie Schuld: „Wenn der Handel versucht, Schwächen auf uns abzuschieben, ist das durchsichtig“. Schon allein aus seinem Hause kann der aktuelle Sprecher der österreichischen Skiindustrie zahlreiche Innovationen anführen, die von den Experten auf der Ispo bestaunt werden. So wird für das wachsende Tourensegment erstmals ein Tourenschuh in der Vacuum-Fit-Technologie angeboten. Bei den Alpinskiern gibt es nun, aus dem Rennlauf kommend, eine bewegliche Platte unter der Bindung. Sie macht Skier mit größeren Radien wendiger. Viele der Neuerungen bei Alpinskiern sind nicht auf den ersten Blick erkennbar: „ Carving oder Rocker kann man nicht jedes Jahr erfinden“, sagt Föttinger, für den die Spitze des Rockertrends noch bevorsteht. Überdies zeichne den österreichischen Skiläufer die Liebe zu enger Taillierung aus. „International, selbst in Bayern, werden Ski verkauft, die unter der Bindung wesentlich breiter sind. Wir sind noch ein Land der Racer“.

Weder Fischer-Boss Föttinger noch Atomic-CEO Wolfgang Mayerhofer können sich das Langlauf-Minus in Deutschland erklären. „Das stimmt mit unseren Beobachtungen nicht überein“, sagt Mayerhofer. Während Föttinger für 2014 Rückgänge beim Langlauf-Segment insgesamt aufgrund des Rubelkurses befürchtet, sieht Mayerhofer keine derartigen Tendenzen. Am Alpinsektor seien bis zur Jahreswende die Verkäufe sehr gut gelaufen, wegen Schneemangels werde es aber wohl weniger Nachbestellungen geben, so die beiden Manager übereinstimmend. Ausgezeichnet läuft laut Mayerhofer dieses Jahr das Skigeschäft in den USA.

Rolf Schmid, vom Aufsichtsrat wieder operativ an die Spitze des Schweizer Ausstatters Mammut zurückgekehrt, ist angesichts des Freeridebooms positiv gestimmt: „Gerade die Airbag-Umsätze entwickeln sich ähnlich explosionsartig, wie der passive Lawinenschutz selbst“. Wobei Schmid darauf verweist, dass nur die Summe aus Lawinensuchgerät (LVS), Schaufel, Sonde und Airbag sinnvoll sei. Österreich, viertwichtigster Markt für Mammut, erfreue sich zweistelliger Zuwächse bei der Freeride-Ausstattung. Genau beobachtet Schmid die Veränderungen im Handel. „ Mit unseren Qualitätsprodukten benötigen wir Händlerstrukturen, wo Beratung ein wichtiges Element ist. Wichtige Partner wie Eybl dürfen nicht verschwinden“, spielt Schmid gegenüber den Salzburger Nachrichten auf die Veränderungen bei Intersport und Sport Experts 2013 an. Aktuell in Deutschland, in Folge aber auch global, setzt Mammut auf eine selektive Distributionspolitik. Werden die Mammut-Regeln nicht per Unterschrift akzeptiert, wird nicht mehr beliefert. Etwaige Umsatzverluste werden in Kauf genommen. Sie würden spätestens nach einem Jahr von den bevorzugten Händlern oder eigenen Shops kompensiert, hofft Schmid.

Noch einmal ein Blick zu Intersport: Wie weit dort der März 2013 gestartete Online-Shop den Einzelhändlern Umsätze kostet, wird sich erst weisen. Intersport sei über diesen Weg mit 600.000 Menschen in Kontakt gekommen, bleibt man vage. Mehr Kunden als erwartet kombinieren die Vorteile von Online-Bestellung und Handelsorganisation. Bei 47 Prozent aller Online-Bestellungen holte der Kunde die Ware direkt beim Händler ab. Weil auch die Hälfte aller Retouren, die im Onlineshop 36 Prozent erreichen, wieder direkt im Geschäft abgegeben oder umgetauscht werden, kommt im Endeffekt mehr als jeder zweite Internetkäufer persönlich in eine Filiale. Weniger spektakulär haben sich bis dato die Umsätze entwickelt . Deshalb folgt im Management von Intersport-Multichannel einem Softwarespezialisten nun der Marketingprofi Stephan Lemm als Geschäftsführer.

 

Fred Fettner

 

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