Österreichs soeben veröffentlichte statistischen Zahlen für die erste Winterhälfte (inklusive Jänner 2015) zeigen dramatische Marktveränderungen: Das Übernachtungsminus bei den russischen Gästen erreichte mit 26,3 Prozent einen Wert, welcher die ursprünglichen Schätzungen noch übertraf. Was jedoch keiner erwartete: Österreichs Wintertourismus stieß trotzdem vor allem bei den Gästeankünften in bisher unerreichte Dimensionen vor.
Zwischen November 2014 und Jänner 2015 konnte die Zahl der Ankünfte um 5,3 Prozent auf 8,3 Millionen gesteigert werden. Bei den Nächten gab es nur plus 0,6 Prozent (29,01 Millionen). Beides sind jedoch absolute Rekordwerte. Die Diskrepanz hat eine einfache Begründung: Die Aufenthaltsdauer der überwiegend per Flug anreisenden Russen liegt deutlich über den Herkunftsnationen, die es in der ersten Winterhälfte nach Österreich zog. Das gilt für Binnentouristen (+ 0,8 %), vor allem aber für Herkunftsländer wie Schweiz (+ 3,6 %) und Italien (+ 11,2 % !). Auf diesen Italienerboom hatte zuvor niemand gerechnet, ebenso überraschend war das Wachstum aus CEE-Staaten: Polen (+ 18,9 %), Tschechien (+ 6,8 %) und Rumänien (+ 9,6 %). All diese Angaben beziehen sich auf die Übernachtungszahlen, die Ankünfte lagen jeweils um einige Prozentpunkte darüber. Addiert man die Gästezuwächse aus Polen, Tschechien und Rumänien, dann haben allen diese drei Herkunftsmärkte den Rückgang aus Russland kompensiert.
Aus dem Westen gab es das bereits prognostizierte Plus aus dem anglikanischen Raum: USA (A + 10,6 %, N +8,9 %) und vor allem UK (A + 11,4 %, N + 5,8 %). Es zeigt sich, dass selbst aus Großbritannien Skiurlauber für immer kürzere Aufenthalte einfliegen. Gespalten ist das Ergebnis aus Deutschland, wo bei den Übernachtungen ein Minus von 1,1 Prozent registriert wurde, während die Ankunftsstatistik plus 4,2 Prozent ausweist.
In dieser verkürzten Aufenthaltsdauer ist auch der wachsende städtetouristische Anteil zu berücksichtigen. Wien verzeichnet weithin die höchsten Zuwächse (A + 7,9 %, N + 5,9 %), ohne der Bundeshauptstadt liegt Österreichs Übernachtungsstatistik der ersten Winterhälfte bei plus-minus Null, die Ankünfte weisen aber auch so ein knapp fünfprozentiger Wachstum aus. Regional zählen die Skihochburgen in Salzburg und Tirol – trotz starkem Russenminus – zu den Gewinnern, während die östlicher und tiefer gelegenen Gebiete negativ abschnitten. Das südliche Kärnten entwickelte sich im Winter bislang positiv, Vorarlberg konnte überraschend vom teuren Schweizer Franken noch nicht profitieren.