SOMMERHOCH DANK WIEN

Die Jubelmeldungen wollen relativiert sein: Das Sommerplus (Mai bis Juli) von über 5 % bei den Ankünften und 1,4 % bei den Übernachtungen lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: Wien. nach dem Einbruch im Vorjahr bewegt sich die Bundeshauptstadt wieder auf Rekordkurs, erreicht im ersten Teil des Sommers ein Nächtigungsplus von 13, 7 Prozent. Ohne Wien hätte der Sommer 2010 Österreich de facto Stagnation gebracht. Trotz des im Juli erfreulichen Wetters – was vom August nicht zu behaupten wäre. Sollte der August ebenfalls noch Zuwächse bringen, dürfte das Wetter für Hochsaisonvergleiche künftig keine Rolle mehr spielen.  Doch auch innerhalb der touristiischen Regionen sind deutliche Unterschiede zu entdecken. Dass Oberösterreich mit minus 4,2 Prozent Hauptverlierer ist, überrascht wenig. Schließlich profitierte man im Vorjahr von Linz als Europäische Kulturhauptstadt. Dass Kärntendiesen Sommer aber ebenfalls ein spürbares Minus aufweist, gibt einmal mehr zu denken.  

 

Österreichweit haben die Tophotels die Zuwächse getragen. 4* und 5* legten deutlich zu, am unteren Ende verloren die nicht gewerblichen Anbieter deutlich. Es wird sicher analysten geben, die das auf eine nach der Krise gesteigerte Konsumlust zurückführen werden, einer wachsenden Bereitschaft wieder mehr für den Urlaub auszugeben. Die Wahrheit sieht anders aus: Mit dem Plus in Wien steigert sich fast automatisch auch der Zuwachs in den Viersternhotels. Statistisch nicht fassbar – auch das seit Jahren propagierte Tourismusbarometer greift hier nicht – ist aber die reale Entwicklung der Tourismusumsätze. Vor allem aus Kreisen der Österreichischen Hoteliervereinigung kommt die intensive Warnung, dass die Zuwächse zunehmend durch Preisdumping erkauft seien. Ob Dumping oder nicht, gerade in den alpinen Ferienregionen fällt auf, dass top ausgestattete Viersternhotels im Sommer die neuen Vertriebsschienen (Handesldiskonter, Internetportale) intensiver nutzen. Das bringt neue Gästeschichten in die Berge, macht aber einfacheren Betrieben und Pensionen zunehmed zu schaffen. Mit vier AI-Tagen um 120 Euro kann kaum eine Pension mithalten. 

. So ist etwa Wolfgang Burgschwaiger vom gehobenen Familienbetrieb  „Übergossene Alm“ (Dienten am Hochkönig) überzeugt, dass mehrere Hotels in seinem regionalen Umfeld Zuwächse mit nicht mehr finanzierbaren Diskontpreisen erkauften.

Abgesehen von einigen Indizien, wie Hotelinsolvenzen im Pitztal oder Maria Alm, zeigt sich der Vorsitzende der Salzburger Hoteliervereinigung Walter Veit insgesamt überzeugt, dass die in der Ferienhotellerie erzielten Preise im vergangenen Jahr um zehn Prozent gesunken seien.

Die heute, 25. August 2010 veröffentlichten Zahlen der Statistik Austria werden „von Amts wegen“ so beschrieben:

In der bisherigen Sommersaison konnten sowohl die inländischen (+2,1% auf 9,93 Mio.) als auch die ausländischen Gästenächtigungen (+1,0% auf 19,85 Mio.) – trotz der Rückgänge beim wichtigsten Herkunftsmarkt Deutschland (-4,1% auf 10,56 Mio. mit einem Anteil von 53% aller ausländischen Gästenächtigungen) – im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden. Mit Ausnahme von Belgien (-1,5%) und Italien (-2,6%) waren alle weiteren wichtigen Herkunftsmärkte positiv: Niederlande +2,4%, Schweiz +2,1%, Vereinigtes Königreich +12,4%, Frankreich +3,4%, USA +17,7%, Tschechien +3,6%, Schweden +17,2%, Ungarn +4,4% sowie Russland +32,9%.

Eine Analyse nach Bundesländern zeigt, dass in der ersten Sommerhälfte 2010 die Mehrheit der Bundesländer, mit Ausnahme von Kärnten (-3,8%) und Oberösterreich (-4,2%), ihre Nächtigungsbilanzen deutlich verbessern konnten. Insbesondere Wien lag mit +13,7% deutlich über dem Bundesschnitt (+1,4%) und verzeichnete somit den höchsten relativen Zuwachs welcher maßgeblich zum erfreulichen gesamtösterreichischen Ergebnis beitrug. Auch wenn die vorläufige Sommerbilanz Österreichs ohne Wien noch knapp positiv ausfallen würde (+0,1%), spiegelt sich die wachsende Bedeutung der Bundeshauptstadt für den Sommertourismus in den stetig steigenden Marktanteilsverschiebungen von 8% im Jahr 2001 auf 10% im Jahr 2010 wider.

In der ersten Sommerhälfte 2010 konnten vor allem qualitativ höherwertige Unterkunftsarten – nicht zuletzt aufgrund der deutlichen Nächtigungszunahme in Wien – mehr Gästenächtigungen verzeichnen: Hotelbetriebe der 5-/4-Stern-Kategorie: +6,2% und 3-Stern-Betriebe:t +1,0%, während Unterkünfte der 2-/1-Stern Kategorie mit -4,3%, ebenso wie Privatquartiere bzw. private Ferienhäuser/-wohnungen mit -5,8% bzw. -1,3% Verluste hinnehmen mussten.

Die Zahl der Gäste (=Ankünfte) spiegelt die positive Nächtigungsentwicklung der bisherigen Sommersaison noch deutlicher wider, wobei sowohl die ausländischen als auch die inländischen Ankünfte mit 5,54 Mio. (+5,6%) bzw. mit 3,25 Mio. (+4,8%) jeweils neue Rekordwerte erreichten. Die im Vergleich zu den Nächtigungen dynamischere Entwicklung der Gästezahlen ist bereits über mehrere Perioden zu beobachten und beeinflusst die Aufenthaltsdauer je Betrieb. Diese hat sich im 10-jährigen Vergleich von 4,7 auf 3,9 Nächtigungen, bezogen auf die aktuelle Periode Mai bis Juli, verringert .

 

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